Schweich wird urkundlich erstmalig im Jahre 721 erwähnt:
Die fränkische Edeldame Bertrada und ihr Sohn Charibert schenken dem von ihnen
neu gegründeten Kloster Prüm einen Hof an der Mosel. Dieser wird in der
Stiftungsurkunde Sarainga (=Schweich) genannt.
Anno 762 gingen Mehring und Schweich (Marningum
et Soiacum) durch Schenkung von König Pipin geschlossen in den Besitz des
Klosters Prüm über. Diese Schenkung umfasste neben weiteren Gütern die Orte
Prüm, Rommersheim (b. Prüm), Wetteldorf (Teil von Schönecken), Birresborn (südl.
von Gerolstein) und Mötsch (b. Bitburg). Im 9. Jahrhundert erhielt die Abtei
Prüm weitere Besitztümer: in Hüttingen und Metterich (b. Bitburg) und in
Klüsserath (Mosel). Für viele Jahrhunderte bildeten Mehring und Schweich den
Kern eines kirchlich und grundherrlich einheitlichen Großbezirks der Abtei Prüm.
Außer dem Abt des Klosters Prüm gab es lt. "Prümer Urbar" auch andere Grundherren in Schweich: fünf Höfe gehörten der Pfarrei St. Peter zu Trier, zwei der Pfarrei St. Paulin zu Trier. Sechs Höfe bewirtschaftete die Abtei als sogenanntes "Salland" selbst. Sie waren nicht an "Grundholden" vergeben. Im engeren Sinne bildete das Salland das Areal des "Prümer Hofs", des Fronhofs. Dieser wurde von einem Meier verwaltet. Mit Knechten, Mägden und den zum Frondienst verpflichteten Bauern bewirtschaftete er das Gut seines Herrn. Er zog die Abgaben ein und führte die Aufsicht über die Allmende. Für seine Arbeit erhielt der Meier ein bestimmtes Entgelt. Das Schöffenweistum Schweich von 1517 beschreibt diesen "Prümer Hof" als einen freien Hof mit Asylrecht, einer Bannmeile, einem freien hohen Wald sowie Schultheiß und Hofmann.
Im Jahre 1381 verkaufte Abt Diederich seinen
Anteil an Schweich und Mehring an den Erzbischof Kuno von Trier. Kuno kaufte
weiterhin im Jahre 1384 die Vogtei Schönecken von König Wenzeslaus, der als
Herzog von Luxemburg Schirmvogt der Abtei Prüm war und mit den Dörfern Mehring
und Schweich belehnt war.
Für eine Genealogie 'Schlöder' ist der Hinweis nicht
unbedeutend, dass um 1400 die Grafen von Vianden die Schirmvögte des Klosters
Prüm waren. Unter den Nachfolgern dieser luxemburgischen Vögte waren
verschiedene Junker 'Schleder von Lachen', Herren zu Schindfeltz, die in dem
luxemburgischen Ort Schönfels (b. Mersch) residierten. Ein mächtiger
quadratischer Turm erinnert noch heute an die ehemalige Burg, die 1683 durch die
Franzosen zerstört wurde. Ein Junker Heinrich Schloeder von Schoenfeltz war 1575
Mitvogt des Klosters Prüm. In dieser Eigenschaft hatte er auch - nicht weiter
spezifizierte - Rechte, "Renten und Gilten" aus Schweich zu erhalten. Diese
Rechte wurden nach der übernahme des Klosters im Jahre 1575 durch den Trierer
Erzbischof offenbar nicht anerkannt. 1597 und letztmalig 1626 wurden die
Schloderer von Lachen beim Erzbischof vorstellig, um auf ihre Rechte in Schweich
hinzuweisen - vermutlich ohne Erfolg.
Zwischen dem Abt von Prüm
und dem Erzbischof von Trier herrschte nicht selten Streit, der oft in
gewalttätige Auseinandersetzungen ausartete. Der letzte Streit wurde am
14.9.1541 geschlichtet. Für Schweich und Mehring einigten sich die Kontrahenten
dahingehend, dass
1. Gehuldigt - d.h. Gehorsam gelobt - wird beiden Herren.
2. Das Hochgericht in Schweich und Mehring geht an den Erzbischof.
3. Der Abt von Prüm behält die Grundherrlichkeit und das Grundgericht.
Im Zuge der Reformation wurden allgemein die Zustände in den Klöstern sehr kritisch betrachtet. Auch in der Abtei Prüm lag das Klosterleben sowohl geistig als auch organisatorisch danieder. Diese Umstände nutzte der Trierer Erzbischof Jakob von Eltz nun für die lange gehegte Absicht, bei Kaiser und Papst die Verschmelzung der Abtei mit dem Erzbistum durchzusetzen. Am 24.8.1574 genehmigte Papst Gregor XIII. die Inkorporation des Klosters mit Trier. Kaiser Maximilian II. bestätigte den Akt am 28.11.1575. Die Inkorporation sollte allerdings erst nach dem Tode des Abtes vollzogen werden. Der Abt starb dann aber schon - noch nicht 30 Jahre alt - am 28. August des folgenden Jahres. Vier Tage später geschah die förmliche Besitzergreifung des Klosters und die übernahme aller Rechte durch den Trierer Erzbischof.
Sowohl im Weistum
von 1517 als auch von 1575 sind 4 "Prümer" Höfe in Schweich aufgeführt, die den
dort namentlich genannten Bauern gegen Abgaben und Dienstleistungen von der
Abtei Prüm zur Bewirtschaftung übertragen worden waren. Beim Tode des Inhabers
fiel ein solcher Hof an die Abtei zurück. Das Kloster übertrug den Hof dann
wieder an den Nachkommen - allerdings war dafür eine Abgabe in Gestalt von Vieh
fällig. Die Abgabe erhielt sowohl der Abt als auch der Vogt.
Im Jahre 1517
wurde einer der vier vorher genannten Höfe von einem Thomas Schleyder,
dann im Jahre 1575 von Hans Schloeder bewirtschaftet. Dieser Hans
ist der Stammvater der Schloeder in Schweich. Eine bemerkenswerte Feststellung
ist dem Weistum von 1575 zu entnehmen: Hans Schloeder, der lediglich einen Hof
für die Abtei Prüm verwaltete, "erkennt den Churfürsten und Herrn zu Trier als
seinen Herrn an". Die hiermit ausgedrückte Ergebenheitsadresse an den neuen
Herrn hat offenbar nicht dessen dauerndes Wohlwollen bewirkt. Es hat den
Anschein, als ob die Bewirtschaftung des Hofes spätestens mit Hansens Tod in
andere Hände gelegt wurde. Über die Gründe ist nichts bekannt - wenigstens
nichts Sicheres. Zwei mögliche Gründe seien aber wenigstens kurz
angesprochen.
Wir haben bereits angemerkt, dass Junker Schleder aus Luxemburg gewisse Rechte in Schweich hatte,
die offenbar bei der übernahme der Schweicher Besitztümer durch den Kurfürsten
im Jahre 1575 verlorengegangen waren, aber aus der Sicht des Junkers Schleder
weiterhin galten.
Hans Schloeder kann ein entferntes Familienmitglied der Schleder aus Luxemburg gewesen sein. Der Name allein beweist nicht die genealogische Verbindung, sondern Hans kann genausogut auch im Laufe der Jahre von seinen Herren, den Junkern aus Luxemburg, ihren Namen angenommen haben, oder er wurde ihm zugelegt.
Mit dem Verlust
der oben genannten Rechte war möglicherweise auch die Einflussnahme auf die
Vergabe des Hofes beim Ableben des alten Besitzers nicht mehr gegeben: Jetzt
entschied die kurfürstliche Kellnerei oder der vom Kurfürsten ernannte
Schultheiß. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit ergibt sich aus einem ganz
spezifischen Zeitphänomen: dem grassierenden Hexenwahn.
Zwischen 1587
und 1594 wird urkundlich ein Ehepaar "Els Schloder und deren Mann Hans"
der Hexerei bezichtigt. In den genannten sieben Jahren wurden allein in Schweich
50 Personen angeklagt. In Longuich, das der offenbar besonders rigorosen
Gerichtsbarkeit des Trierer Klosters St. Maximin unterstand, wurden in dieser
Zeit 45 Hexen hingerichtet. Der Wahn war so allgemein, daß selbst ein Kleriker,
wenn er einmal beschuldigt war, sich nur schwer verteidigen konnte: 1589 wurde
der Pastor von Fell und 1591 der von Mehring hingerichtet. Ob Els Schloder und
ihr Mann Hans die Anklage überlebt haben, ist nicht bekannt. Es ist aber zu
vermuten, dass eine solche Anklage Rückwirkungen auf den Pachtvertrag des Hofes
gehabt hat.
Anno 1608
lebte ein Hans Schloeder als Schöffe in Schweich. Es gibt einen von ihm
beurkundeten Vertrag. Vielleicht war er ein Sohn des anno 1575 genannten Hans
Schloeder und wohl zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Aus einer Steuerliste des Jahres 1624 sind mindestens 2 Haushalte Schlöd[er] in
Schweich ausgewiesen: Hans Schlöder und Jakob Schlöder. Beide haben ein Haus,
etwas Ackerland (8 bzw. 15 Morgen), Weingarten und etwas Weideland. Zwei weitere
Familien haben den Namen Schlod. Nach dem 30jährigen Krieg im Jahre 1653
zahlten in Schweich 5 Familien Schloder/Schlöder ihre Steuern. Alle waren
Kleinbauern. Mit den Kirchenbucheintragungen, die in Schweich im Jahre 1669
begannen, haben wir hinreichend detaillierte, wenn auch nicht immer völlig
zuverlässige Informationen über diese Familien Schleder / Schloeder /
Schlöder. Trotz der unterschiedlichen Schreibweisen, die bis auf wenige
Ausnahmen immer eindeutig sind, ist aber immer derselbe Name gemeint. Die
Schreibweise ist das Ergebnis der phonetischen Aufnahme durch den Schreiber.
Dabei ist bemerkenswert, dass der mittlere Vokal offenbar zwischem einem 'e' und
'o' gesprochen wurde, aber nie das 'l' durch ein 'r' ersetzt wurde.
Im Jahre 1685 sind demnach (mindestens) 3
Familien Schlöder in Schweich ansässig:
Peter Schlöder [#917]
Matthias Schlöder [#770]
Hans Schlöder [#777]
Peter und Matthias
sind mit Sicherheit Brüder. Möglicherweise ist Hans ihr Vetter. Das Geburtsdatum
der Genannten kann am wahrscheinlichsten um 1645 angesetzt werden. Ihre
Nachkommen sind ab 1670 relativ vollständig in den alten Kirchenbüchern von
Schweich festgehalten und hinreichend zuverlässig zuzuordnen.
Um das Jahr 1705 sind gewisse Eintragungslücken festzustellen. Sie dürften im wesentlichen auf den
verheerenden Dorfbrand im selben Jahr zurückzuführen sein, der Schweich gänzlich
zerstörte. Die Kirchenbücher wurden zwar nicht vernichtet, aber die Eintragungen
dürften einige Zeit lang nicht vorrangig behandelt worden sein.
Es wurde bereits auf die starke wirtschaftliche und politische Abhängigkeit der beiden Orte
Schweich und Mehring vom Schicksal des Klosters Prüm hingewiesen - auch die
luxemburgischen Mitvögte Schleder wurden erwähnt. Es ist bemerkenswert, dass in
den beiden größten und ältesten Besitztümern des Klosters je eine Familie
Schleder - allerdings im Abstand von 2 Generationen - ansässig war. In Mehring
war dies im Jahre 1624 die Familie des
Adam Schlöder mit seiner
Frau Susanna. Adam war ein Wein- und Kleinbauer mit 2 Morgen Weiden, 3 Morgen
Ackerland und 2100 Weinstöcken. Er hatte mindestens 2 Söhne, Anton und Nikolaus,
von denen jeder um 1660 eine Familie gründete.
Im Jahre 1702 gab
es nur noch 2 Familien: Nikolaus Schlöder und Hans Schlöder. Wegen der
lückenhaften Urkunden ist im einzelnen nicht mehr festzustellen, wo die anderen
Schlöder hingewandert sind.
Ausweislich der Steuerliste von 1733 gab es 5 verheiratete "Schlöder"-Männer, von denen der
"Ehegulden" eingezogen wurde. Die Männer werden Landarbeiter gewesen sein, wenn
Sie nicht das Glück hatten, in einen Hof eingeheiratet zu haben.
Ab 1744
geben die vorhandenen Kirchenbücher die Familienverhältnisse wieder.
Um 1680 wanderte Peter Schlöder [#399] als Mittzwanzigjähriger ein, vermutlich aus Mehring.
Er wurde Schreiber und 'Gemeindediener' in Klüsserath. Daneben bewirtschaftete
er einen kleinen Weingarten und bearbeitete etwas Land. Bei der Aufstellung der
Steuerliste im Jahre 1684 wirkte er als 'Bedienter der Gemeind' mit und
unterschrieb die Steuererhebungsliste mit 'Schleder'. In der Steuerliste von
1685 wird er mit dem Namen 'Schloeder' aufgeführt. Die Steuererhebung vom 22.
Juli 1702 steht unter seiner Federführung. Jetzt unterzeichnet Peter die
Steuerliste mit 'Peter Schlöder'. Er ist jetzt nicht nur Gemeindediener, sondern auch
Gerichtsschöffe.
Im Jahre 1684 wurde Peter nicht als verheirateter Steuerpflichtiger geführt. Offenbar war
seine Frau Johanna, die 1682 als Patin genannt wurde, verstorben. Nach 1685 ging
Peter mit 'Margarethe' eine 2. Ehe ein. Aus dieser Ehe entwachsen (mindestens) 5
Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter. Zwei seiner Söhne, Johann [#450] und Johann Peter
[#360] heirateten und blieben in Klüsserath.
Peter hatte einen Bruder Matthias, von dem aber nichts weiter bekannt ist. Gewisse
verwandtschaftliche Beziehungen gab es nach Mehring: ein Johann Peter Schlöder
aus Mehring ist Pate bei seinem seiner Söhne: Hans Peter [#360], *23. Sept.
1700. Es ist deshalb durchaus möglich, dass der o.g. Adam Schlöder in Mehring
sein Großvater war. Peter war in den letzten 10 Jahren bis zu seinem Tode um
1708 Gerichtsschöffe.
Peters Sohn Hans Peter war in der Steuerkommission von 1733 und unterschrieb mit 'Johann Peter
Schloeder von Clusserath'. Zwei seiner Söhne, Hans [#443], *3.3.1721, und
Philipp [#65] ,*11.4.1734, verließen das Dorf im Jahre 1748 bzw. um 1760, um in
Köwerich bzw. Wittlich eine Familie zu gründen.
Philipp Schlöder aus Klüsserath kam um 1760 nach Wittlich und heiratete als Dreißigjähriger die Maria Agnes
Bastgen aus Wittlich. Der Schwiegervater war 'Bäcker und Handelsmann'. Seine
Brüder waren offenbar Rotgerber. Wohl aufgrund dieses verwandtschaftlichen
Umfeldes wurde Philipp auch Rotgerber. Schon bald war Philipp Ratsherr und im
Jahre 1770 auch Bürgermeister von Wittlich.
Philipp ging 2 Ehen ein. Seine erste Frau starb beim 9. Kind. Als 52-Jähriger heiratete er die
25jährige Anna Barbara Becker aus Philippsheim. Mit ihr hatte er weitere 8
Kinder. Bei der Geburt des jüngsten Kindes war Philipp 70 Jahre alt.