Die Ölmühle in Springiersbach

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Die Mühle wurde von Schlöder-Müller II im Jahre 1856 erbaut und war als eine weitere Mühle bis 1910 integraler Bestandteil der Springiersbacher Klostermühle. Noch zu Lebzeiten von Schlöder-Müller III wurde 1910 die ölmühle zusammen mit einem zum Bau eines Wohnhauses geeigneten Grundstück aus dem Gesamtareal herausparzelliert und dem Erstgeborenen, Philipp, im Vorgriff auf sein Bild ölmühle Erbe übertragen[68]. Der Mühlenteich und eine angrenzende Wiese gehörten in der Folge ihm und seinem jüngeren Bruder Peter Martin gemeinsam.

Philipp erweiterte das Mühlengebäude dergestalt, dass er auf das Außengemäuer aus Naturstein ein Speichergeschoss aus Bimsstein setzte. Im selben Jahr wurde auch der Bau des Wohnhauses mit anschließendem Stallgebäude in Angriff genommen. Philipps Vater hätte gern gehabt, wenn Philipp Wohnhaus und Stall neben die ölmühle gesetzt hätte - wo genügend Platz war -, um die seit Jahrhunderten bestehende optische Linie, die die Verbindung Kloster-Klostermühle ausdrückte, nicht zu unterbrechen. Aber Philipp errichtete seine Gebäude mit der Bemerkung "Ich bau da, wo ich will!" dort, wo sie auch heute noch stehen. Das direkt an der B49 stehende Gebäude wird 1911 Eindruck gemacht haben. Aber die finanziellen Belastungen waren von seinen Kindern nicht leicht zu erwirtschaften, denn Philipp starb schon im Jahre 1918 mit 42 Jahren. Die Bedingungen der Kriegszeit und wohl auch der Hausbau hatten seine Gesundheit ruiniert.

Von den sieben Kindern, die er hinterließ, starben drei innerhalb der folgenden zwei Jahre im frühen Kindesalter. Für die Witwe, ihre vier Töchter - die älteste war 10 - und den sechsjährigen, einzigen Sohn Nikolaus waren die Ölmühle und die kleine Landwirtschaft der einzige Lebensunterhalt. Der Betrieb der Ölmühle konnte zu dieser Zeit nur mit fremder Arbeitskraft aufrecht erhalten werden. Gemahlen wurden Bucheckern, Walnüsse, Traubenkerne und vor allem Raps. Die heute noch gültigen Wasserrechte wurden 1921 beurkundet. Stetig wuchs der junge Nikolaus in das Mühlengeschäft hinein. Bis 1934 wurde die Mühle und die Landwirtschaft von ihm, seiner Mutter und seinen drei Schwestern bewirtschaftet.

Um die Auslastung der Ölmühle saisonunabhängiger zu machen, wurde die vorhandene Wasserkraft für den Antrieb einer Kreissäge genutzt. Nikolaus kaufte geschlagene Bäume, zerlegte sie, schnitt sie vor seiner Mühle und verkaufte die Scheite als Brennholz[69]. Den Transport besorgte er mit zwei Pferden, später hatte er dafür einen Traktor. Die Ölmühle lief noch bis zum Anfang der 1960er Jahre. Danach betrieb er bis zu seinem Tode im Jahre 1980 nur noch das Holzsägegeschäft. Da Nikolaus' Ehe ohne Nachkommen geblieben war, verkaufte seine Witwe im Jahre 1989 die Mühle nebst zugehörigem Grundstück an die Gemeinde Bengel. Das große Wohnhaus an der B49 ging wenige Zeit später an einen Privatmann. Bild Ölmühle innen Die Mühle, eine der wenigen Ölmühlen in Rheinland-Pfalz, wurde seit ihrem Erwerb durch die Gemeinde mit großem Engagement und viel Sachkenntnis restauriert. Zunächst nahm man sich des großen Mühlrads an, dann wurde das Außengemäuer[70] gesichert, Dachstuhl und Gebälk teilweise ersetzt, und jetzt werden die technischen Komponenten, wie Kollergang, hydraulische Presse, Riemenscheiben und Gestänge wieder gängig gemacht. Ziel ist es, eine voll funktionsfähige Mühle als kulturhistorisches Dokument und zentrales Ausstellungsstück eines Heimatmuseums zu präsentieren.


Anmerkungen
[68] Philipp scheute die mit dem Antritt des Gesamterbes verbundenen finanziellen Belastungen in Form von Zahlungen an seine Geschwister.
[69] Man beachte in diesem Zusammenhang die Holzstapel auf dem Bild der Springiersbacher Kornmühle, Standort des Beobachters ist die ölmühle
[70] Es ist bedauerlich, dass von dem ursprünglichen Natursteingemäuer nichts mehr zu sehen ist. Der sterile weiße Außenputz kann nur schwer einen authentischen Eindruck vermitteln.

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